Coburg ist auf dem Weg zu einem starken Zentrum
Die Freude war groß, als der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger Coburg als eine von fünf Modellkommunen in das Fitness-Programm „Starke Zentren“ aufgenommen hat. Die Urkunde haben Oberbürgermeister Dominik Sauerteig und Anette Vogel, Sprecherin der Projektgruppe Stadtmacher, Ende Juni 2021 in München entgegennehmen können. Insgesamt hatten sich rund 80 weitere Städte beworben, die ebenfalls pandemiebedingt mit leerstehenden Ladenlokalen und einer vom Aussterben bedrohten Innenstadt zu kämpfen haben.
Coburg hat unter anderem deswegen den Zuschlag erhalten, weil dieser Prozess hier nicht bei null startet. So hat sich zu Beginn des Jahres 2021 die Projektgruppe Stadtmacher gegründet und begonnen, einen strategischen Aktionsplan für die Innenstadt zu entwickeln. Für diesen Plan gibt es Rückenwind aus dem Fitness-Programm. Denn: Ziel des Programms und der Stadtmacher ist die Entwicklung einer kommunalen Maßnahmenstrategie zur Neu-Belebung der Innenstadt. Dabei geht es um einen vielschichtigen Ansatz, der Veränderungen der Einzelhandelsstruktur genauso im Blick hat wie die Themen Mobilität, Wohnen, digitales und mobiles Arbeiten, Freizeit und Kultur sowie die Aufenthaltsqualität. Kurzum: die Innenstadt als regionalen Begegnungs- und Versorgungsraum.
In den fünf Modell-Städten wurden mit Unterstützung von Planern und eines Projektbeirates zahlreiche innovative Maßnahmen entwickelt. Die Kosten für die Planungsbüros trug das Bayerische Wirtschaftsministerium.
Anette Vogel | Leitung Projektgruppe "Stadtmacher"
"Ich freue mich sehr, dass wir nun Teil des Fitness-Programms ‚Starke Zentren‘ sind – und Reallabor für die Innenstadtentwicklung in ganz Bayern sein dürfen. Das bestärkt unser motiviertes Team, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist."
Dominik Sauerteig | Oberbürgermeister der Stadt Coburg
"Wir wollen unsere Coburger Innenstadt als das lebendige Herz der Stadt aktiv in die Zukunft führen, sie nachhaltig attraktiv aufstellen, sie krisensicher und gemeinsam mit vielen Innenstadtakteuren weiterentwickeln. Mit Blick auf den bestehenden Branchenmix und das bestehende Netzwerk vieler Akteure bietet sich Coburg trotz aller aktuellen Herausforderungen und Probleme mit seiner historischen Kulisse sehr gut als Ort zur Erprobung von nachhaltigen Maßnahmen und zukunftsweisenden Instrumenten an. Mit dem Team Stadtmacher als Netzwerk zum Integrierten Innenstadtmanagement haben wir die nötigen Voraussetzungen bereits geschaffen."
Das Bewerbungsverfahren
Die Bewerbung hatte die Projektgruppe „Stadtmacher“ in enger Kooperation mit der Stadtverwaltung eingereicht. Sie enthielt neben aussagekräftigen Zahlen und Fakten zur Entwicklung der Coburger Innenstadt auch beispielhafte Projektskizzen, etwa zu einem innovativen Concept Store, einer breit angelegten Wiedereröffnungskampagne für Handel und Gastronomie und dem Projekt „Stadtgalerie“. Alles Initiativen, die engagierte Innenstadtakteure gemeinsam mit der Projektgruppe Stadtmacher in die Tat umgesetzt haben. „Wir stellen derzeit trotz Corona oder vielleicht auch gerade deshalb eine wachsende Bereitschaft fest, sich als Bürger:in, als Händler:in, als Verein, als Institution oder beispielsweise Start-Up für die eigene Stadt zu engagieren und mehr denn je zu kooperieren. Als mögliche Modellkommune bietet Coburg damit beste Voraussetzungen, um Maßnahmen mit Modellcharakter zeitnah zu erproben und auch in die Tat umzusetzen“, so Anette Vogel.
Was ist das „Fitness-Programm für starke Zentren?
Das „Fitnessprogramm Starke Zentren“ wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie aufgelegt. Gefördert werden fünf Bayerische Kommunen mit insgesamt 250.000 Euro. „Durch die Corona-Pandemie und die monatelangen Lockdown-Maßnahmen stehen Zentrale Orte mit ihren Innenstädten und Ortszentren vor enormen Herausforderungen. In vielen bayerischen Städten stehen bereits etliche Ladenlokale leer. Hier besteht Handlungsbedarf. Über das Programm sollen zentrale Lagen zukunftsfähig und krisensicher weiterentwickelt werden, damit sie auch künftig ihrem überörtlichen Versorgungsauftrag Rechnung tragen können“, hieß es im Aufruf zur Bewerbung.
Der Fitnesscheck
Die Projektgruppe Stadtmacher und das Beratungsbüro Stadt+Handel aus Leipzig haben in einem vielfältigen Beteiligungsprozess von Juli bis Oktober 2021 die Fitness der Innenstadt unter die Lupe genommen. Durchgeführt wurden eine Innenstadt-Onlineumfrage, ein Stadtspaziergang und Expert:inneninterviews. Die Ergebnisse der Formate und die daraus abgeleiteten Maßnahmen der fünf teilnehmenden bayrischen Städte sind im Frühjahr 2022 in einer Publikation erschienen.
Zielsetzung des Fitnesschecks war es, kommunale Strategien zur Wiederbelebung der Innenstadt zu entwickeln. In einem Workshop im November 2021 mit Stadt+Handel, den Stadtmachern, Innenstadtvertreter:innen und Kolleg:innen aus der Stadtverwaltung wurden anhand der gewonnenen Erkenntnisse Schlüsselprojekte für Coburg erarbeitet. Einige dieser Maßnahmen konnten parallel bereits durch die Landes-Förderinitiative der Städtebauförderung „Innenstädte beleben“ finanziell abgesichert werden.
Erste Maßnahmen wurden im Stadtrat Ende November 2021 bereits von den Stadtmachern vorgestellt. Die Themenschwerpunkte reichen von Zukunftsgastronomie, Orten für die Jugend, der Entwicklung eines Concept-Stores der den Online-Handel in die Innenstadt holt, Pop-Up Mobiliar, kreativen Zwischennutzungen im Leerstand, der Durchführung eines Gründerwettbewerbs und eines Fahr Rad! Tages, Kampagnen für unsere Innenstadt und dem Projekt Artist in Residence.
Eine Übersicht der geplanten Projekte finden Sie hier.
Masterplan wird sukzessive umgesetzt
Ein ausgearbeiteter Masterplan soll gemeinschaftlich sukzessive umgesetzt werden. Dieser umfasst neun Handlungsfelder: Aufwertung des öffentlichen Raums, Stärkung der Wohnfunktion, Stadt der Generationen, Kommunikation und Kooperation der Akteur*innen, Stärkung der Nahversorgung, Etablierung eines Leerstandsmanagements, Verbesserung der Erreichbarkeit, Stärkung der Beziehung von Stadt und Umland sowie die Belebung der Innenstadt.
Um die Umsetzung dieses Plans kümmert sich in den kommenden Jahren die Projektgruppe Stadtmacher. Sie hat bereits den Fitness-Check in Kooperation mit Expert*innen des Wirtschaftsministeriums angestoßen, den Masterplan entwickelt – und erste Projekte auf den Weg gebracht, wie „Kunst im Leerstand“ und Konzept für eine einheitliche Außendarstellung der Coburger Märkte.
Der Masterplan sah unter anderem vor, in Kooperation mit der Hochschule Coburg einen Laden zu schaffen, in dem neue Konzepte für den Einzelhandel erprobt werden. Ziel: Die Vorteile des Online-Shoppings mit den Vorzügen des Kaufs vor Ort kombinieren. Dieses Vorhaben ist mit dem Showroom 14 im Oktober 2022 bereits Realität geworden (Verlinkung)
Verschiedene Aktionen sollen zudem die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt stärken. Dabei entstehen neue Orte für Kommunikation, Spiel, Sport und Kultur. So soll etwa Foodtrendscout Andre Fordyce Coburger Gastronom:innen beraten, so dass die Vestestadt zu einem „Mekka für Gourmets“ werden kann.
Was noch? Gemeinsam mit Jugendlichen sollen konsumfreie Orte in der Innenstadt geschaffen werden und die Kampagne „Coburg, hier bin ich richtig“ will die Vorzüge der Innenstadt bekannt machen. Außerdem wird es einen Gründerwettbewerb, ein Geschäftslagenmanagement sowie eine Qualifizierungsoffensive für Immobilienbesitzer:innen und Makler:innen geben.
Das Ergebnis
Die Innenstadt ist Coburgs kulturelles und wirtschaftliches Herz, in dem sich alle Generationen wohlfühlen. Zwar gibt es Leerstände an prominenten Stellen und viele vermissen eine umfassende Nahversorgung mit Lebensmitteln, aber Coburg hat sich auf den Weg gemacht – mit vielen Ideen, Aktionen und Projekten. Es tut sich was.
Das gesamte Endergebnis des Fitness-Checks gibt es hier: