Ein Rathaus symbolisierte früher die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Stadt gegenüber ihrem Landesherrn. Diese Unabhängigkeit hatte sich die Coburger Bevölkerung im 14. Jahrhundert erkämpft. Schon 1324 besaß die Stadt das Recht, Steuern zu erheben, 1331 folgten erweiterte Stadtrechte. Daher brauchte es auch Behörden, die diese Rechte und Freiheiten durchsetzen konnten. Ein Rat mit sechs Mitgliedern wird erstmals 1343 erwähnt. Spätestens seit 1351 wählten diese Räte einen Bürgermeister. In dieser Zeit dürfte auch das erste Rathaus neben der Morizkirche entstanden sein. Das heutige Rathaus wurde 1414 am neu angelegten Markt eingerichtet. Es besaß ein hohes und steiles Dach mit einem Dacherker, an dem eine Uhr angebracht war.
Über dem Tanzsaal im ersten Stock, gab es einen ebenso großen Saal. Dessen Balkendecke ruht noch heute auf drei gedrehten Holzsäulen. Er war der Stolz der Bürgerschaft und galt als der repräsentativer Festraum der Stadt. Die Wände waren noch mit den Bildnissen aller früheren Bürgermeister geschmückt. Hier wurden die Hochzeiten reicher Bürger gefeiert sowie allerlei „Tanzlustbarkeiten“ und „Schmausereien“ veranstaltet. Auch die Fürsten folgten den Einladungen der Stadt zu diesen Feiern gerne.
Ein tiefgreifender Umbau in den Jahren 1750-52 fasste die verschiedenen Gebäudeteile zu einem einheitlichen Ganzen zusammen, es entstand auch das heutige Dach, das sich nun über die komplette Rathausfront zieht. Das Gebäude bekam seinen farbigen Putz. Auch das Bratwurstmännlein, eine Kupferfigur des Heiligen Mauritius erhielt seinen Platz auf dem Giebel. Beim nächsten Umbau 1903-05 erhielt das Gebäude seinen Balkon und ein neues Treppenhaus. Die beiden Säle wurden in Büros unterteilt, erst 1952 wurde der Rathaussaal in seiner heutigen Form wiederhergestellt.
Während des „Dritten Reiches“ entwickelte sich das Rathaus zu einer nationalsozialistischen Erinnerungsstätte, denn 1931 wurde hier erstmals die Hakenkreuzfahne an einem öffentlichen Verwaltungsgebäude in Deutschland gehisst. Die Nazis planten eine Erweiterung und Umgestaltung des Rathauses im neoklassizistischen Stil. Das Gebäude sollte auch einen „Führererker“ mit einem Halbrelief Adolf Hitlers erhalten. Außerdem sollten einige seiner Zitate an die neue Fassade angebracht werden. Der 2. Weltkrieg verhinderte die Umsetzung.