Die Stadt Coburg wird das Jahr 2025 voraussichtlich erneut mit einem negativen Ergebnis, also einem Verlust, abschließen. So hat es der Stadtrat am Donnerstag, 20. Februar 2025, in seiner Sitzung beschlossen. Damit folgt Coburg einem Trend, der laut Bayerischem Städtetag alle bayerischen Kommunen betrifft: Bereits 2024 steuerten die Städte und Gemeinden auf ein historisches Defizit zu, das sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt hat.
Hohe Steuerkraft, aber keine Überschüsse
In Coburg ist die Lage erfreulicherweise nicht so dramatisch, denn die Stadt verfügt weiterhin aufgrund der starken Unternehmen in Coburg über die höchste Steuerkraft pro Einwohner unter allen kreisfreien Städten in Bayern. Mit voraussichtlichen Gewerbesteuereinnahmen zwischen 85,5 und 88,2 Millionen Euro pro Jahr bis 2028 kann sich Coburg auch im bundesweiten Vergleich sehen lassen. Die Einnahmesituation ist demnach nach wie vor stabil.
Wo also ist das Problem? Während die geplanten Ausgaben für die laufende Verwaltungstätigkeit im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Millionen Euro eingespart wurden, verringern sich die erwarteten Einnahmen für dieses Jahr ungefähr in derselben Höhe. Damit muss die Stadt den erwarteten Fehlbetrag von rund 3,1 Millionen Euro im Jahr 2025 ebenso wie die anstehenden Investitionen größtenteils aus Rücklagen decken. Ähnlich wird es vermutlich auch in den kommenden Jahren aussehen. Beispiele für Investitionen in diesem Jahr sind neben Straßenbau die Sanierung der Rückertschule und die Herstellung des Platzes rund ums Globe – um nur einige wenige zu nennen.
Massive Investitionen bis 2028
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Stadt Coburg auf Zukunftskurs: Bis 2028 sind Investitionen in Höhe von insgesamt rund 101 Millionen Euro geplant. Dabei fließt etwa ein Viertel der Mittel in die Stadtentwicklung und den Wohnungsbau, ein weiteres Viertel in die Erneuerung von Straßen und Infrastruktur. Zudem investiert die Stadt rund 20 Millionen Euro in Bildung, Kinder und Jugend – also in Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen. Enthalten sind auch Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung.
Auch Gesundheitsversorgung und Kultur bleiben wichtige Handlungsfelder: 5,6 Prozent der Bruttoinvestitionen sind für den Gesundheitsbereich vorgesehen, 3,3 Prozent für kulturelle Einrichtungen und Projekte. Damit sollen Lebensqualität und Standortattraktivität Coburgs auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten aufrechterhalten werden.
Finanzierung durch Rücklagen und mögliche Neuverschuldung
Um diese Vorhaben verwirklichen zu können, greift die Stadt auf ihre liquiden Mittel zurück – man könnte das das „städtische Sparkonto“ nennen. Bereits in den Jahren 2023 und 2024 sind diese Rücklagen durch die vielen Investitionen in der Stadt um insgesamt 50 Millionen Euro gesunken. Für 2025 plant die Stadt, weitere 43 Millionen Euro zu entnehmen. Sollte dieses Polster danach erschöpft sein, müsste Coburg ab 2026 erstmals seit 2015 wieder Kredite aufnehmen, um die Aufgaben für die Bürgerinnen und Bürger erfüllen zu können. Insgesamt sind bis 2028 Kreditaufnahmen von 15,7 Millionen Euro geplant. Dies würde die Pro-Kopf-Verschuldung von 154 Euro (2024) auf 436 Euro (2028) ansteigen lassen. Zum Vergleich: Die Pro-Kopf-Verschuldung in München beträgt 2492 Euro (2023), die der Stadt Hof bei 1782 Euro (2022).
Turnaround bei den laufenden Kosten
So steht Coburg vor der Aufgabe, die laufenden Kosten weiter zu drosseln oder zumindest zu stabilisieren, um wieder Geld auf das „städtische Sparbuch“ einzahlen zu können. Gelingt dies, kann die Stadt künftig wieder Investitionen aus eigener Tasche bezahlen. Das ist ein entscheidendes Ziel für mehr Generationengerechtigkeit, damit kommende Generationen nicht übermäßig belastet werden.