Zwischen dem 10. und 14. Februar konnten Jugendliche in Coburg an der so genannten „U18-Wahl“ teilnehmen und sich so intensiv mit dem politischen Prozess auseinandersetzen. In Wahllokalen wie den Jugendtreffs Cosmos, Memo und Treffpunkt sowie im Rathaus bot sich ihnen die Gelegenheit, Wahlprogramme zu studieren und die Positionen der zur Wahl stehenden Kandidat*innen zu vergleichen, bevor die Jugendlichen schließlich selbst ihre Stimme abgeben durften.
Die U18-Wahl, die seit 1996 immer neun Tage vor einem offiziellen Wahltermin stattfindet und unter anderem vom Deutschen Bundesjugendring und den Landesjugendringen organisiert wird, hat zwar keinen direkten Einfluss auf die Bundestagswahl am 23. Februar. Stimmabgabe und Wahl sind symbolisch. Dennoch ist sie für heranwachsende Wähler*innen eine wichtige Chance, wenige Tage vor der eigentlichen Wahl ihre Meinung kundzutun und sich aktiv mit den demokratischen Institutionen und den Grundlagen unserer politischen Entscheidungen zu beschäftigen.
Erststimme
Bei der Wahl des/der Direktkandidat*in lag nach Auszählung der Stimmen der Jugendlichen in Coburg Dr. Jonas Geissler (CSU), der den Wahlkreis 238 seit 2021 als direkt gewähltes Mitglied im Bundestag vertritt, mit 24,4 % knapp vorne. Der Wahlkreis Coburg umfasst neben der Stadt Coburg bei der Bundestagswahl auch die Landkreise Coburg und Kronach sowie die Gemeinde Geroldsgrün. Jonas Eckstein (SPD) und Gustav Müller (Die Linke) folgten mit jeweils 22,1 % auf den Plätzen 2 und 3. Michael Gebhardt (AfD) erhielt 14,0 % der Stimmen, Johannes Wagner (GRÜNE), seit 2021 über die Landesliste der Grünen Mitglied des Bundestages, 10,5 %. Die Kandidat*innen von FDP, FREIE WÄHLER, BSW und ÖDP erhielten jeweils weniger als 10 Stimmen (0,4 bis 3,1 %).
Zweitstimme
Bei der Zweitstimme, die im Bundestag maßgeblich über die Sitzverteilung entscheidet, erhielt Die Linke mit 22,5 % die meisten Stimmen, gefolgt von der CSU mit 21,0 % und der SPD mit 19,1 %. Die AfD erhielt 17,6 %, die GRÜNEN 7,6 %. Parteien wie Volt, FDP, FREIE WÄHLER, Tierschutzpartei, BSW und DIE PARTEI blieben bei der U18-Wahl in Coburg unter der sogenannten 5 %-Hürde sowie jeweils unter 10 Stimmen (3,4 - 0,8 %).
Demokratie lernen und leben
Bei der U18-Wahl geht es jedoch nicht nur um die symbolische Stimmabgabe für eine Partei oder eine*n Kandidat*in. In der Vorbereitung auf die U18-Wahl bietet sich für junge Menschen die Gelegenheit, sich mit den politischen Inhalten auseinanderzusetzen, Programme zu vergleichen und kritisch zu hinterfragen. Gerade in Zeiten, in denen das politische Interesse junger Menschen oft unterschätzt wird und eine weitläufige „Politikverdrossenheit“ attestiert wird, ist es wichtig, Heranwachsenden Räume zur politischen Bildung und zum Meinungsaustausch zu geben.
Durch die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Positionen und Kandidat*innen lernen Jugendliche nicht nur, wie Wahlen und Meinungsbildung funktionieren, sondern auch, welche Werte und Konzepte hinter den Programmen stehen. Sie können sich informieren, eigene Standpunkte entwickeln und mit anderen darüber diskutieren. Die U18-Wahl ermöglicht es ihnen, den demokratischen Prozess nicht nur theoretisch zu verstehen, sondern praktisch zu erleben. So trägt die U18-Wahl mit dazu bei, junge Menschen langfristig für demokratische Prozesse zu begeistern.