Antisemitismus ist kein Thema der Vergangenheit. Der Hass auf Menschen jüdischen Glaubens ist Teil unserer Gegenwart. Es gelte hinzusehen und aufzustehen, selbst bei den kleinsten Anzeichen von Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Mit dieser Botschaft haben sich am Abend des 9. November 2023 viele Coburger*innen am Gedenkweg beteiligt.
"Wie kann so etwas passieren? Wie können wir das als Gesellschaft zulassen? Wie oft erleben Juden in Deutschland, in ihrer Heimat, derartige Beleidigungen, vielleicht auch Bedrohungen? Geht es auch Menschen in Coburg so? Und vor allem: Wie kann es einen Menschen kalt lassen, der so etwas hört?", versuchte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig das Unaussprechbare in Worte zu fassen.
Für die Geschehnisse des 9. November 1938 trüge niemand der heute Anwesenden die Verwantwortung. "Doch wir sind verpflichtet, die Verantwortung zu übernehmen für das, was heute und in Zukunft in unserem Land geschieht. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Demokratie nicht nur wehrhaft ist, sondern sich auch tatsächlich gegen jede Form von Ausgrenzung, Rassismus, Gewalt und Verhöhnung von Menschenrechten wehrt", so Sauerteig weiter.
Vom Rathaus führte der Weg zur alten Angerturnhalle. Dort wurden zahlreiche Juden nach den Übergriffen des 9. November 1938 festgesetzt. Die letzte Station war die Kapelle St. Nikolaus. Von 1873 bis 1932 diente sie der israelitischen Kultusgemeinde als Synagoge.
Die Evangelische Erwachsenenbildung organiserte den Gedenkweg zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund, der Initiative Stadtmuseum und vielen weiteren Coburger*innen.