Pauline Panam war eine der zahlreichen Geliebten Ernsts I. Aber im Unterschied zu Herzogin Luise war sie eine Kämpferin. Sie hatte völlig andere Möglichkeiten als Luise: Sie war nicht verheiratet, hatte also keinen „ehelichen Vormund“, sie war Ausländerin, Französin, und lebte damit in einem Land, in dem es Pressefreiheit gab im Unterschied zu den deutschen Fürstentümern. Pauline beherrschte das Spiel mit der sich entwickelnden „öffentlichen Meinung“, die immer einflussreicher wurde. Die Fakten: Pauline, Tochter eines aus Smyrna geflohenen Griechen und einer Französin, war in Paris Tänzerin, dort lernte sie Ernst kennen, der mit seinem Bruder Leopold bei Kaiser Napoleon I. „antichambrierte“, um eine Vergrößerung des Herrschaftsgebietes und eine Standeserhöhung zu erreichen. Folgt man den Memoiren Paulines, war sie erst 14, als Ernst sie verführte. Ausweislich von Archivdokumenten aber wurde sie 1789 geboren, war also 1807 bereits 18. Ernst lockte sie nach Coburg und versprach ihr eine Stelle bei Hofe. Herzogin Auguste, seine Mutter, aber war dagegen, eine Französin einzustellen. Pauline Panam lebte versteckt in der Domäne in Oeslau, sie durfte nur in Männerkleidung das Haus verlassen. Ernst schwängert Pauline, am 4. März 1809 wird in Frankfurt am Main, wohin sie abgeschoben wurde, sein Sohn Ernst August geboren. Es folgen jahrelange Verhandlungen zwischen Pauline Panam, die für sich und ihren gemeinsamen Sohn eine lebenslange Versorgung erreichen wollte und den Beauftragten des Herzogs. Nachdem die Verhandlungen nicht erfolgreich waren, veröffentlicht sie 1823 ihre „Memoiren einer jungen Griechin“, in denen sie auch die Briefe der Herzogsmutter Auguste und die der vom Herzog Beauftragten abdruckte. In Deutschland wurde das Buch aufgrund der demokratiefeindlichen „Karlsbader Beschlüsse“ verboten, in Frankreich und Großbritannien konnte es erscheinen. 1832 stirbt der gemeinsame Sohn unter ungeklärten Umständen in Paris; 1830 hatte ihn Ernst noch zum Ritter von Hallenberg ernannt. Pauline starb 1840, vermutlich immer von Herzog Ernst I. finanziell unterstützt.
Weitere Infos:
- Edmund Frey: „Unvernünftige“ Frauen: die beiden Paulinen. In: „Seien Sie doch vernünftig!“ - Frauen der Coburger Geschichte; Hrsg. von Gaby Franger, Edmund Frey, Brigitte Maisch, Coburg 2008, S. 111-124.
- Edmund Frey: „Ihr Opfer und Ihre Geliebte!“: Pauline Panam (1789–1840) oder Hoheit auf dem Balkon. In: Frey, Edmund; Heinritz, Reinhard (Hg.): Coburg aus dem „Dintenfas“. Bucha bei Jena 2006, S. 172–181.
- Pauline-Adélaide Alexandre Panam: Mémoires d’une jeune Grecque: Madame Pauline-Adélaide Alexandre Panam, contre S. A. sérénissime le prince-régnant de Saxe-Cobourg. Paris 1823.
- Pauline-Adélaide Alexandre Panam: Memoiren einer jungen Griechin: Geheimnisse und Nachtseiten des Hoflebens von Sachsen-Coburg; (ein Seitenstück zur Affaire Ebergenyi-Chorinsky). Übersetzung: Adolph Kastendieck. Wels 1869.