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Stadt Coburg

Eine große Unbekannte

Richeza (vor 1000 - 1063)

Richeza - Zeichnung von Gertrud Plescher

Dies ist zumindest die Meinung einiger heimischer Historiker. Richeza? Eine große Unbekannte, von der es nur wenig gesicherte historische Fakten gibt. Was man weiß: Geboren vermutlich kurz vor 1000; ihre Eltern waren Pfalzgraf Ezzo und Mathilde, die Schwester von Kaiser Otto III. Vermutlich 1013 heiratete sie den polnischen Thronfolger Mieszko. Gesichert ist die Geburt eines Sohnes und die Auseinandersetzungen Mieszkos mit seinem Halbbruder um die Herrschaft. Ab 1036 lebte Richeza wieder auf ihren Gütern an Rhein und Mosel und in Thüringen, wozu auch Saalfeld und Coburg gehörten. Vermutlich wurde Richeza als Angehörige des Hochadels und Kaiserenkelin in einem Kloster erzogen. Üblich war damals für Frauen die Unterrichtung in Lesen und Schreiben, einer gründlichen Kenntnis der Bibel, sowie in elementaren Kenntnissen im Recht. Friedrich Schilling, der maßgebliche Initiator des Stadtjubiläums 1956 - 900 Jahre „Ersterwähnung - hat dieses Jahr gewählt, da ausweislich später verfasster Urkunden Richeza 1056 ihre Besitzungen in Saalfeld und Coburg Erzbischof Anno von Köln übereignet hat. Diese Urkunden sind leider nach Meinung der meisten Historiker gefälscht, um behauptete Rechtsansprüche zu untermauern. Nichts Ungewöhnliches im Laufe der Geschichte! Vermutlich erfolgte die Schenkung mündlich - auch so kann man eine „Ersterwähnung“ definieren. Richeza starb 1063 - ihr Grab befindet sich heute im Kölner Dom. Wenn man wenig gesicherte Fakten weiß, erfindet man sich halt welche im Geschichtsverständnis der jeweiligen Zeit. Im 19. Jh. wird Richeza als Beispiel einer Frau gesehen, die aus politischen Gründen viel Leid und Unglück erfahren musste, auch als betrogene Gattin … So wird daraus eine romantische Geschichte … Für Friedrich Schilling ist Richeza die „Ostlandfahrerin“, die Veste Coburg „ein Bollwerk gegen den Osten“ - ganz im Stil der 50er Jahre und des Kalten Kriegs. In den 70er und 80er Jahren wird Richeza ein Symbol der Entspannungspolitik gegenüber den östlichen Nachbarn. So sucht sich jeder aus, was er will - wo wenig Fakten bekannt sind, lässt sich leicht phantasieren. 

Weitere Informationen: 

- Edmund Frey: Richeza oder: die Geburt eines Jubiläums aus dem Geist des „Kalten Krieges“. In: „Seien Sie doch vernünftig!“ - Frauen der Coburger Geschichte; Hrsg. von Gaby Franger, Edmund Frey, Brigitte Maisch, Coburg 2008, S. 7-17.